Architekturjuwel Miralago
Die Villa Miralago wurde von dem Wiener Industriellen Ludwig Urban senior in Auftrag gegeben und nach den Plänen des Architekten Carl Langhammer in den Jahren 1887-1893 als Villa “Lugg in See“ bzw. Villa Urban erbaut.
Bauherr
Ludwig Urban senior, * 1854 / + ?
Die Familie Urban war eine erfolgreiche Unternehmersfamilie aus Wien. Der Firmenname Brevillier-Urban stammt von Ignaz Urban, der im Jahr 1800 eine Schmiede in Wien eröffnete und von Carl Wilhelm von Brevillier, der 1823 eine Schraubenfabrik gründete. Noch heute sind die Marken 'Jolly Buntstifte' oder 'DKT – Das kaufmännische Talent' bekannt.
Architekt
Carl Langhammer, * 1840 / + 1906
Der aus Nordmähren stammende Carl Langhammer kam 1876 nach Wien, wo er ein Architekturbüro im 4. Bezirk eröffnete. Langhammer war ein Architekt des Späthistorismus. Er erbaute neben der Villa “Lug(g) in See” (= Villa Miralago) und der Villa Seehort diverse Wohn- und Geschäftshäuser mit palaisartigen Fassaden im 4., 5. und 6. Wiener Gemeindebezirk, orientiert an der Wiener Neurenaissance. Auch beschäftigte sich Langhammer mit Fabriksbauten.
Baumeister
Franz Madile, * 1857 / + 1926
Unter dem Namen „Madile & Comp.“ gründete Franz Madile im Jahre 1882 seine eigene Baufirma in Bleiburg. 1885 folgte die Verlegung des Firmensitzes nach Klagenfurt. Als Stadtbaumeister gestaltete Madile das Bild von Klagenfurt maßgeblich mit. Sein erstes Großprojekt war der Bau des Klagenfurter Bundesgymnasiums von 1887 bis 1893.
Die Villa Miralago ist als Sommerresidenz nach Plänen des Wiener Architekten Carl Langhammer von 1887 bis 1893 für den Industriellen Ludwig Urban (Brevillier-Urban) an der Pörtschacher Ostbucht errichtet worden. Sie ist ein stattliches Beispiel der Spätgründerzeit und des romantischen Historismus.
Das Erscheinungsbild der Miralago ist geprägt von einem stark gegliederten Baukörper mit Türmchen, Loggien, Säulen, Risaliten, diversen Blindfenstern und einer reich verzierten Fassade. Bemerkenswerte Zimmermannsarbeiten säumen das Äußere des Gebäudes. Die seeseitige Freitreppe, die von der Loggia in der Beletage aus über die Terrasse bis in das Erdgeschoß führt, ist beispiellos am Wörthersee. Über sie gelangt man direkt zum Wasser.


Der Garten ist als aufwändig gestalteter barocker Spiegelgarten ausgeführt, denn Carl Langhammer hat auch die benachbarte Villa Seehort entworfen. Sie ist das jüngere Geschwister der Villa Miralago. Über Jahrzehnte hinweg haben sich die beiden einen weiträumigen Park und gemeinsamen Brunnen geteilt. Erst vor Kurzem wurde auf Seiten der Villa Seehort ein Zaun gebaut.
Das Anwesen ist an exponierter Stelle in der der Pörtschacher Ostbucht gelegen, der ruhigsten am Wörthersee.
Diese privilegierte Position sowie die markante Farbgebung des Hauses verleihen der Villa Miralago eine einzigartige Aura und lassen sie imitten ihres großzügigen und üppigen Gartens regelrecht herausstrahlen.
Umringt wird die Miralago von drei weiteren bedeutenden Villen im Stil der Wörthersee-Architektur, Villa Wörth, Villa Seehort und Villa Seefried. Dieses Villen-Ensemble ist wohl das schönste am Wörthersee und ohnegleichen in ganz Kärnten.
Die Villa Miralago verfügt über einen atemberaubenden Südblick auf den Wörther See, Maria Wörth, den Pyramiden- und den Mittagskogel sowie eine Vielzahl an Bergketten gen Osten und Westen.
Das Innere des Hauses offenbart vier Meter hohe Räume mit Holzerkern, Kachelöfen und Doppel-Flügeltüren, sodaß man nie so recht weiß, ob man wirklich alle Türen hinter sich geschlossen hat.
Die Fenster & Türen in den Herrschaftsräumen sind mit Holz-Dekorationsmalereien versehen und hätte nicht die Elektrizität in den 10er Jahren des 20. Jhdt. im Hause Einzug gehalten, dann wären sogar die Wand- und Deckenmalereien erhalten geblieben, deren bemerkenswerte Qualität schon im Wiener Almanach des Jahres 1895 Erwähnung fand.
Die Ausstattung der Villa “Lugg in See” zur Erbauungszeit inkludierte drei Teeküchen, vier Küchen, zehn Kachelöfen, einen Kalt- & Warmwasser-Anschluß in der Beletage und zwei Donnerbalken (Plumps-WCs).
Der Wasseranschluß war ein genuiner Luxus und ausschließlich der Herrschaft vorbehalten. Es wurde jedoch nicht geduscht – man hat sich gewaschen, mit Krug, Waschschüssel und Handtuch. Denn zur damaligen Zeit gab es noch keine Wasser-leitungen mit ausreichendem Wasserdruck, um die oberen Stockwerke versorgen zu können. Auch Warmwasser kam nicht einfach aus der Leitung.
Schon beim Bau der Villa wurden deshalb zwei große, stählerne und geteerte Kessel, jeder fasste zwei Tonnen, in das Dachgeschoß verbracht. Bedienstete des Hauses schöpften Wasser aus dem Wörthersee und hieften es mittels Seilzug in das Dach des Gebäudes. Dort angekommen wurde das Wasser auf die Kessel aufgeteilt, von denen einer schon angeheizt war, um warmes Wasser für die Herrschaften bereit zu stellen. Eine langwierige und ermüdende Arbeit muß das gewesen sein, denn nicht nur das Wasser aus dem See, auch das Feuerholz mußte 18 Meter in die Höhe transportiert werden.
Die zwei Stahlkessel stehen übrigens nach wie vor im Dachboden, nur die Wasserversorgung ist etwas einfacher geworden.
Auch sind die Räume des Hauses noch immer mit den originalen Möbeln, Lustern und Fischgrätböden der Zeit ausgestattet. Sie vervollständigen, damals wie heute, den bezaubernden und unverfälschten Charme dieser inzwischen “alten Dame”.
Architektur - Bootshaus
Zugleich mit der Villa Miralago wurde auch ein Bootshaus errichtet. Es ist eines der wenigen und eines der ältesten erhaltenen Beispiele eines damals neuen Holzbautyps, dessen Konstruktion recht aufwändig war und einer gehobenen Kleinarchitektur entsprach.
Eine drei-schiffige Skelettkonstruktion aus Holz mit zum Teil ausgefachten Außenwänden und dekorativen Laubsägearbeiten stützt das Gebäude, welches in jedem Schiff über eine Bootsbucht verfügt - zwei seitliche Buchten für Ruderzillen und eine zentrale Bucht für eine Segelzille.
Der Grundriß des Bootshauses ist sechseckig. Über eine Innenstiege gelangt man in den offenen Aufbau im 1. Stock, die Laterne, die einem octagonalen Pavillon entspricht. Hier kann man ohne jegliche Ablenkung über den See blicken.


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